Wie alles begann

Wie wird man schwanger?

Spermien am Start

Menschliches Leben kann gezeugt werden, wenn ein Mann und eine Frau miteinander Geschlechtsverkehr haben. Dabei führt der Mann sein steifes Glied in die Scheide der Frau ein. Wenn der Mann zum Samenerguss kommt, werden Millionen von Samenzellen aus dem Penis herausgeschleudert. Um die weibliche Eizelle zu befruchten, müssen die Samenzellen (Spermien) von der Scheide ausgehend durch den Gebärmutterhals in die Gebärmutterhöhle schwimmen. Durch chemotaktische Reize finden einige dieser Spermien heraus, ob sie zur zu befruchtenden Eizelle in den rechten oder linken Eileiter schwimmen müssen.

Das Ziel – eine reife Eizelle

Die weibliche Eizelle reift in einem Eibläschen im Eierstock ungefähr bis zur Mitte des weiblichen Zyklus heran. Normalerweise ist es monatlich genau eine Eizelle, mal am rechten Eierstock und dann im nächsten Monat auf der anderen Seite. Während dieses Reifungsprozesses bildet sich Flüssigkeit um die Eizelle. Im Ultraschall sieht man am entsprechenden Eierstock eine mit Flüssigkeit gefüllte Zyste.

Wenn das Eibläschen reif ist, platzt diese Zyste. Das nennt man Eisprung. Manche Frauen sind in der Lage diesen Eisprung zu spüren. Dies bezeichnet man als Mittelschmerz. Das weite Ende des Eileiters, der sogenannte Fimbrientricher, hat sich schon vor dem Eisprung über das sprungbereite Eibläschen gelegt und fängt die Eizelle ähnlich einem Baseballhandschuh auf. So gelangt die Eizelle sicher in den Eileiter und fällt nicht etwa in die freie Bauchhöhle.

Dort im Eileiter kann die Eizelle nun vom Spermium befruchtet werden. Wichtige Voraussetzung für die Möglichkeit einer Schwangerschaft ist der Zeitpunkt des Eisprungs, ferner die Lebenszeit der Eizelle (in der Regel max. 24 Stunden) und die der Samenzellen im Genitaltrakt der Frau (etwa 3-5 Tage, einige Quellen sprechen sogar von bis zu 7 Tagen).

Der große Moment

Genau eine Eizelle und eine Samenzelle mit je einer halben menschlichen Erbinformation vereinigen sich im Eileiter zur befruchteten Eizelle. Ab diesem Moment ist die menschliche Erbinformation komplett. Es kommt nichts von außen mehr hinzu. Das befruchtete Ei teilt sich nun unaufhörlich und wandert in Richtung Gebärmutter, um sich dort einzunisten. Auf dem Weg dieser „Einwanderung“ erfolgt der Transport durch Flimmerhärchen in der Wand des Eileiters.

Ernährt wird die sich weiter teilende und differenzierende befruchtete Eizelle im Mehrkernstadium von Flüssigkeiten aus dem Eileiter. Differenzieren bedeutet, dass die sich ständig weiter vervielfältigenden Zellen, die anfangs alle gleich waren, nun bereits festlegen, welche Zellen zum Mutterkuchen werden, der nach der Einnistung wächst und den Kontakt zum mütterlichen Blut herstellt, welche Zellen die Nabelschnur werden und welche Zellen das eigentliche Kind bilden. Innerhalb des ungeborenen Babys erfolgt ebenfalls eine Spezialisierung der Zellen im Laufe seiner Entwicklung in Gewebetypen und zugehörige Orte der entstehenden Zellen. Nur so kann innerhalb dieser kurzen Zeit ein Baby entstehen.

Entwicklung und Wachstum

Ab der Einnistung bis zur 12. Schwangerschaftswoche spricht man von der Embryonalzeit. In dieser Zeit werden bereits alle lebenswichtigen Organe angelegt. Das Baby passt von der Größe noch in ein Hühnerei, ist jedoch äußerlich in Miniaturformat bereits vollständig als solches erkennbar. Nach und nach nehmen diese Organe dann in der jeweils sinnvollen Reihenfolge ihren Betrieb auf. Das Herz schlägt beispielsweise schon ab der 5. Schwangerschaftswoche und ermöglicht so das Zirkulieren eines Blutkreislaufs. Im Ultraschall nachweisbar ist dies ab der 6. Woche. In dieser Zeit sind Störungen durch Medikamente, Röntgen, Alkohol etc. besonders schwerwiegend, da Organe fehlgebildet werden können. Allerdings hängen die Möglichkeit und das eventuelle Ausmaß einer solchen Fehlbildung stark vom Zeitpunkt ab, zu dem der Schadstoff auf das sich entwickelnde Baby trifft.

Wenn ich meine Tochter heute so im Sandkasten spielen sehe, kann ich überhaupt nicht glauben, dass alles mal so klein angefangen hat und was sich daraus entwickelt hat. Für mich ist das ein absolutes Wunder.

Ariane, 27

Bis zum Ende dieser 12 Wochen (Fristenregelung) darf  die Schwangerschaft in Deutschland nach einer vorausgegangenen Beratung straffrei abgebrochen werden. Das Kind ist in der 12. SSW etwa 6 cm lang.

An die Embryonalzeit schließt sich die Fetalzeit an. Die zuvor angelegten Organe werden nun ausdifferenziert und nehmen zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihre Funktion auf. Der kleine Mensch wächst nur noch, bis er am Ende der Schwangerschaft nach ca. 40 Wochen etwa 50 cm groß und 3000 – 4000g schwer ist. Lebensfähig sind Kinder ungefähr ab der 25./26. SSW, in Einzelfällen wurde schon über Kinder berichtet, die in der 21.SSW überlebt haben. Die Frage ist aber immer auch, wie sie überleben, denn es ist nicht selbstverständlich, dass sie nicht Folgeschäden davontragen.

Gegen Ende der Schwangerschaft steht die Geburtsvorbereitung auf der Agenda, und die Frage, wo die Entbindung stattfinden soll. In einem Geburtshaus, im Krankenhaus oder doch als Hausgeburt? Hier ist es wichtig, sich im Vorfeld gut zu informieren, erfahrene Fachleute mit an Bord zu holen. Hebammen übernehmen in der Regel diese Rolle. Manchmal sind auch Gespräche zur Geburtsplanung/-vorbereitung im Krankenhaus sinnvoll, besonders bei Risikofaktoren oder vorausgegangenen schwierigen Entbindungen.

Genauso wie der Mann an der Zeugung beteiligt ist, sollte er auch weiter seine Verantwortung wahrnehmen und am Ball bleiben, z.B. bei Geburtsvorbereitungskursen für Paare und bei der Geburt dabei sein.

Die Geburt

Nach 40 (38-42) Wochen ist die Gebärmutter etwa 20x größer, als sie es vor der Schwangerschaft war. Botenstoffe sorgen für den Beginn der  Wehen. Wehen sind schmerzhafte Muskelkontraktionen der Gebärmutter. Diese bewegen sich normalerweise rhythmisch auf den Ausgang, den Muttermund hin. Die Öffnung für den Kopf des Kindes muss 10cm betragen, damit es die Gebärmutter verlassen kann. Ca. 95% aller Kinder werden in Schädellage geboren. Die optimale Geburtslage ist, wenn das Gesicht des Kindes zum Rücken der Mutter zeigt und der Hinterkopf nach vorn gerichtet ist. Dann braucht es am wenigsten Platz. Aber nicht nur der Muttermund muss sich weiten, auch in der Scheide braucht das Kind genug Raum. Dafür muss sich die Scheide unter der Geburt langsam dehnen. Damit das Kind durch die knöchernen Bestandteile des Beckens gut hindurchkommt, sind seine Schädelknochen noch nicht fest miteinander verwachsen. So können sich einzelne Knochen bei Platzmangel vorübergehend ein wenig übereinander schieben und den Platzbedarf verringern.

Wenn es nicht ohne Hilfe geht

Bestimmte Geburtslagen sind jedoch „geburtsunmöglich“ oder gelingen nicht ohne Hilfe. Dann muss man das Kind operativ entbinden. Dies geschieht entweder vom Bauch aus durch einen Kaiserschnitt oder durch die Scheide mit Hilfe einer Saugglocke oder seltener einer sogenannten „Geburtszange“. Dabei werden zwei große Hohllöffel an die Seiten des kindlichen Kopfes gelegt. Über die Verbindung ihrer Haltestiele kann der Geburtshelfer das Kind aus dem Geburtskanal ziehen. Die Saugglocke setzt oben auf dem Kopf des Kindes an und wird dort durch einen langsam aufzubauenden Unterdruck befestigt. Der Geburtshelfer prüft nun, ob das Kind dem Zug an der Saugglocke während der Wehen folgt und entbindet es möglichst durch den Geburtskanal. Die Saugglocke oder die Zangenentbindung erfolgen, wenn das Kind im Geburtskanal schlecht mit Sauerstoff versorgt ist oder ungünstig feststeckt. Gelingen vaginal operative Methoden nicht, muss das Kind per Kaiserschnitt entbunden werden. Beim Kaiserschnitt wird der Unterbauch der Mutter meist quer eröffnet und das Kind durch die Bauchdecke auf die Welt geholt.

Gleich nach der Geburt

Nach der Geburt muss die Nachgeburt – der Mutterkuchen mit den Eihäuten – geboren werden. Er hat das Kind während der Schwangerschaft mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und Abfallstoffe abtransportiert. Auch nach der Geburt sind Kinder noch komplett auf Hilfe angewiesen. Sie haben im Fruchtwasser gelegen, sind noch nass und kühlen leicht aus. Daher müssen sie rasch abgetrocknet und durch ein trockenes Handtuch, später dann durch Kleidung und Körperkontakt zur Mutter warm gehalten werden. Eine der ersten Maßnahmen im Kreißsaal ist die Namenskennzeichnung der Kinder, damit es nicht zu Verwechslungen kommt. Noch im Kreißsaal kann die Mutter das Kind an die Brust anlegen und zum ersten Mal stillen. Dies fördert die Mutter-Kind-Bindung. Eventuelle Geburtsverletzungen werden ebenfalls noch hier von der Hebamme oder Geburtshelfer/in versorgt. In den Stunden nach der Geburt wird  die Mutter engmaschiger beobachtet, ob es zu Nachblutungen kommt, die dann im Fall der Fälle frühzeitig behandelt werden können.

Von nun an ist alles anders

Danach wird die Entbundene mit ihrem Baby auf die Wöchnerinnenstation verlegt. Viele Frauen entbinden inzwischen auch ambulant und verlassen schon nach einigen Stunden das Krankenhaus. Daheim ist dann plötzlich alles anders. Der kleine Mensch bestimmt den Tagesablauf und vor allem auch den Nachtschlaf. Das bringt alle ganz schön durcheinander – und man muss sich erst aneinander gewöhnen. Da Babys ja noch nicht sprechen können, lernen die Eltern nach und nach ihr Schreien zu deuten: Hungrig, müde, Nähe suchend, gelangweilt, Bauchschmerzen, Blähungen, Hose voll oder Stimme ausprobieren sind nur einige Möglichkeiten, was der kleine Mensch mitteilen möchte.

Nach der Schwangerschaft bleiben oft auch kleine oder größere Veränderungen am Körper der Frau, z.B. Schwangerschaftsstreifen oder Narben von Kaiserschnitt oder Geburtsverletzungen.  Ein Kind ist die „Koproduktion“ zweier Menschen, eines Mannes und einer Frau. Die Frau trägt das Kind in der Regel 9 Monate lang aus. In dieser Zeit kann ihr Körper sich unvorhersehbar und unbeeinflussbar verändern. Von daher wäre es wünschenswert, wenn alle Beteiligten  bleibende schwangerschaftsbedingte Veränderungen am Körper der Frau als Medaillen oder Ehrenabzeichen positiv werten könnten!

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