Sex und Internet

Inter - nett? Nicht immer nett!

Das Internet ist aus der Wirklichkeit heute kaum noch wegzudenken. Fast jeder ist heutzutage „online“. Auch Du, denn sonst wärst Du jetzt gerade nicht hier 😉 Leider ist aber nicht jede Seite empfehlenswert. Und wenn man im World Wide Web startet, kommt man rasch mit allem Möglichen in Kontakt. Da gibt ein keinen automatischen Begleiter, der anfangs sagt: „Du bist noch nicht lange hier, ich zeige Dir erst mal die unverfänglichen Seiten“ – und die allerwenigsten Kids und Teens haben anfangs ständig einen Erwachsenen dabei, der auf so was achtet. (Würde man als Teen auch ehrlich gesagt meist nicht gut finden ;-)) Doch die Autonomie hat auch Nachteile. Pop-Up Fenster, Werbung, unfreiwillig doppeldeutige Suchanfragen und Links – und plötzlich landet man auf Seiten, die man eigentlich altersmäßig noch gar nicht sehen dürfte. Viele Kids landen unabsichtlich dort – ja, und einige suchen auch danach. Wie auch immer: Pornos sind laut Gesetzgeber erst ab 18 Jahren erlaubt. Doch wirksame Alterskontrollen gibt es im Netz bisher nur selten.

Es ist gut, einmal innezuhalten und sich zu überlegen: Warum hat der Gesetzgeber das eigentlich so eingeordnet? Warum dürfen Kinder die Simpsons sehen, nicht aber Pornos? Mach dir ruhig einmal selbst Gedanken dazu, vielleicht kommst du zu weiteren Gründen.

Pornos haben nicht den Anspruch und die Zielgruppe,  Aufklärungsfilme für Kinder zu sein. Sie sind Phantasiegeschichten für Erwachsene, die deren sexuelle Lust wecken und steigern sollen. Pornos können die sexuelle Lerngeschichte von Kindern durch Fehlinformationen stören. Dazu gleich mehr. Was viele Kids und Teens nicht erwarten: Im Internet hat viel mit Sex zu tun. Das bereitet sexuellen Übergriffen – leider auch auf Teenager und Kinder – Tür und Tor. Denn im Internet sind Menschen leicht anonym unterwegs, sie können sich als jemand anders ausgeben und andere so ausnutzen.

Immer wieder berichten Teenies, dass sie im Internet, in Chaträumen, komische Mails mit Anfragen nach privaten freizügigen Bildern oder Nackt-Fotos bekamen oder dass ihnen selbst solche Bilder geschickt wurden. Manche haben auch andere sexuelle Übergriffe erlebt. . Damit das möglichst nicht passiert, haben wir Dir Tipps zum Umgang mit dem Internet zusammengestellt, die du hier herunterladen kannst.

Mein Erstkontakt mit Pornos war in der 5. Klasse. Ein Mitschüler hatte einen Link im Klassenchat verschickt. Ich war fasziniert, das hatte so was heimliches, Verbotenes und war irgendwie Zugang zur Welt der Erwachsenen. Und zugleich habe ich mich anfangs voll geekelt. Aber es war eben auch erregend. Und so habe ich immer häufiger geschaut. Auch als ich schon längst damit aufhören wollte. Stattdessen wurden es immer mehr und immer härtere Bilder. Nur mühsam habe ich den Ausstieg geschafft. Leider war auch das Thema Pornos an sich schon ein Riesentabu, und ich musste irgendwie allein damit klarkommen.

Stefan, 34

Pornografie - Seifenblase mit Spätfolgen

Von Pornografie spricht man, wenn sexuelle Handlungen z.B. in Medien dargestellt werden, um den Betrachter bewusst sexuell zu erregen. Es ist verboten, Minderjährigen pornographische Darstellungen zugänglich zu machen. Warum ist das so dramatisch? Nun, nicht wenige sind da mehr oder weniger unbewusst reingerutscht und hängen nun drin im Pornokonsum. Anfangs ist es meist nur eine auffällige Werbung – oder eine paar zufällig gefundene Bilder. Aufreizende Frauen locken Dich weiter unter dem Motto „mehr sehen?“, nur einen Klick entfernt – und plötzlich findest Du Dich auf einer Pornoseite wieder. Du erhaschst einen flüchtigen Blick, bevor Du die Seite rasch wieder schließt. Neugierig geworden, beschließt Du womöglich doch beim nächsten Mal ein klein wenig mehr zu schauen.

„Ich garantiert nicht“, mag manch einer jetzt vielleicht denken. Und das kann auch richtig sein. Und doch ist es nicht so einfach: Viele User haben bei den ersten Filmen Ekelgefühle – gekoppelt mit gleichzeitiger Erregung. Das Ekelgefühl nimmt aber mit zunehmendem Konsum ab, während die Erregung eher zunimmt. Das verstärkt die Wahrscheinlichkeit, dass es einen wieder zu den Bildern hinzieht. Und irgendwann, mitunter schon recht schnell, hängt man drin. Das, was einen mit klarem Verstand abstoßen würde, wird dann immer „normaler“, zum Beispiel dass schon in Mainstreampornos (also die Pornos, die die meisten User gucken!) in fast 9 von 10 Filmen Gewaltdarstellungen vorkommen! Gewalt, das können Schläge oder Würgen sein, aber auch verbale Beschimpfungen, auf die übrigens in der schrägen Mainstream- Pornowelt viele Opfer mit Freude oder neutral reagieren. Es ist schon befremdlich, dass das in Zeiten von „Me too“ keinen Aufschrei gibt – aber in der Phantasie ist ja bekanntlich alles möglich.

Viele Pornosüchtige beschreiben, dass der Reiz immer stärker werden musste, um sie überhaupt noch zu erregen. Was am Anfang super war, törnte sie später nicht mehr an. Sie fanden sich wieder in einer immer steileren Spirale von noch mehr  und noch extremerer Pornographie. Diese Fantasy-Bilder bestimmten mehr und mehr ihren Alltag, teils sogar ihr Berufsleben und machten nicht selten auch einiges kaputt, ihre Wertmaßstäbe, ihre Beziehungen, manchmal ihre Arbeitsstelle. Das Problem: Der ultimative, immer verfügbare Sex, der dort angeboten wird, gleicht einer Seifenblase, die in der Realität rasch zerplatzt. Kein Mensch hat ständig Lust und ist immer verfügbar. Echte Menschen sind komplexer als einfache Phantasy-Filme. In Folge dessen sind , das beschreiben auch Studien, viele Menschen, die Pornos konsumieren, weniger zufrieden sind mit der Sexualität, die sie real erleben.

Manche flüchten sich in ein Doppelleben. Im Freundeskreis könnte sich das keiner bei ihnen vorstellen. Sie selbst fühlen sich zerrissen, übernehmen vielleicht Verantwortung in der Jugendarbeit, und haben Angst, dass jemand diese Seite von ihnen entdecken könnte.! Doch das ist auf Dauer echt anstrengend und kostet viel Kraft.

Oft kursiert auch noch das Vorurteil, nur Jungs oder Männer würden Pornos konsumieren und Mädchen oder Frauen wären davon nur als Angehörige betroffen. Das stimmt so nicht. Alle Menschen, ob männlich, weiblich, queer oder nonbinär können damit in Kontakt kommen, als Konsument oder als Angehöriger. Und es hängt von ihrer Aufklärung und Lerngeschichte ab, wie sie damit umgehen. Falls dich das betrifft, hier gibt es praktische Hilfen.

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