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Schwangerschaftsabbruch – Methoden und mögliche risiken
Methoden
Vakuumaspiration und Ausschabung
Am häufigsten wird innerhalb der ersten 12 Schwangerschaftswochen nach der Befruchtung die „Vakuumaspiration“ angewendet, das sind derzeit (2021) etwa 52 % aller Schwangerschaftsabbrüche: Das Kind und das Schwangerschaftsgewebe werden mit starkem Druck zerteilt und aus der Gebärmutter abgesaugt. Bei diesem Vorgang verstirbt das Kind. Sind danach noch Gewebereste oder auch Teile des Kindes in der Gebärmutter verblieben, wird eine Ausschabung mit einem stumpfen Hohl-Löffel („Curettage“) angewendet. Denn verbleibende Gewebereste vom Kind oder des Schwangerschaftsgewebes können zu einer Entzündung der Gebärmutter mit möglichen Folgeschäden führen. In einigen Fällen wird heute noch der gesamte Schwangerschaftsabbruch durch eine Ausschabung vorgenommen: Nach der Eröffnung der Fruchtblase wird das Kind je nach Größe ganz entfernt oder durch den stumpfen Hohllöffel zerteilt und mitsamt des Schwangerschaftsgewebes aus der Gebärmutterhöhle entfernt.
Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch
Die Abtreibungspille „Mifegyne“ wird aktuell in 32% der Fälle zum Abbruch einer Schwangerschaft eingesetzt. Sie hemmt die Wirkung von Progesteron, die Versorgung des Kindes wird abgebrochen und bereitet die Öffnung des Muttermundes vor. 48 Stunden später wird ein Wehen förderndes Mittel eingenommen, das zur Ausstoßung des Kindes und des Schwangerschaftsgewebes führt.
Spätabbruch
Nach dem dritten Schwangerschaftsmonat ist ein Kind bereits so groß, dass keine der genannten Methoden angewendet werden kann. Es muss dann nach Gabe von Wehenmitteln auf „normalem“ Wege zur Welt gebracht werden. Die Geburt wird in einer Klinik eingeleitet. Dies nennt man Spätababbruch. Je weiter fortgeschritten die Schwangerschaft ist, desto mehr kann es vorkommen, dass das Kind dabei noch lebend geboren wird. Es gibt Einzelfälle, in denen Kinder diesen Spätabbruch überlebt haben. Daher wird das ungeborene Kind vorab oft mit Hilfe einer Medikamenteninjektion im Mutterleib abgetötet. Einem Spätabbruch muss eine ärztliche Fach-Beratung und eine dreitägige Bedenkfrist vorangehen.
Situation in Deutschland
Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge wurden im Jahr 2021 in Deutschland 94.596 ungeborene Kinder im Mutterleib getötet. Nicht erfasst sind inoffizielle Schwangerschaftsabbrüche und solche, die im Ausland vorgenommen wurden. Daher ist von einer deutlich höheren Dunkelziffer auszugehen.
Risiken
Auch wenn er mitunter als „kleiner Eingriff“ bagatellisiert wird – ein Schwangerschaftsabbruch ist ein medizinischer Eingriff mit der Möglichkeit körperlicher und seelischer Folgen für die Betroffenen.
Körperliche Risiken
Anhand der gemeldeten Zahlen werden laut Statistik folgende, direkt mit dem Eingriff verbundene Risikofaktoren benannt (nach Häufigkeit, 0,52% der gemeldeten Eingriffe):
- Nicht näher bezeichnete „sonstige Komplikationen“
- Nachblutungen / Stärkere Blutungen
- Durchstoßen der Gebärmutterwand
- Fieber / Entzündung der Gebärmutterschleimhaut
- Gewebeeinriss am Gebärmutterhals
- Entzündung der Eileiter, des Halteapparates der Gebärmutter, Blutvergiftung (Sepsis)
- Blutübertragungen
- Narkosezwischenfall
- Blutgerinnsel (Thrombose), Embolie
Spätfolgen
Spätfolgen nach einem Schwangerschaftsabbruch können Wochen und Monate danach auftreten: Blutungsstörungen und Entzündungen der Gebärmutterhöhle werden vor allem dann relevant, wenn das Schwangerschaftsgewebe nicht vollständig entfernt wurde. Dann ist meist eine Nachoperation erforderlich. Wenn die umliegenden Eileiter und der Unterleib sich entzünden, sind durch Verklebungen ausgelöste Eileiterschwangerschaften oder eine Sterilität als Langzeitfolgen möglich. Sie können einen späteren Kinderwunsch erheblich behindern oder gar unmöglich machen.
Psychische und psychosomatische Folgen
Berichte über die psychische Situation nach Schwangerschaftsabbrüchen variieren zwischen einem Gefühl der Erleichterung und erheblichen Schuldgefühlen. Es werden Depressionen und Störungen, die an eine psychosoziale Belastungssituation nach Traumata erinnern, beschrieben. Mitunter können diese sich aber auch erst Jahre später scheinbar aus „heiterem Himmel“ durch bestimmte Auslöser, wie den eigenen Kinderwunsch, den Verlust der Fruchtbarkeit oder andere herausfordernde Lebenssituationen zeigen. Die Klinikseelsorgerin Ursula Heckel spricht in diesem Zusammenhang von „später Trauer“.
Jeder Mensch reagiert überaus individuell auf Stressauslöser und sucht sich meist altgediente Bewältigungsmechanismen. Das kann auch die Verlagerung auf die körperliche Ebene sein. Vielen psychosomatischen Krankheitsbildern ist nicht leicht auf die Spur zu kommen. Bei all dem ist bedenkenswert: Wir bewegen uns hier in einem Spannungsfeld der Erfahrungsberichte und der Tatsache, dass sehr verbreitete Beschwerdebilder wie z.B. Depressionen, Abhängigkeiten oder Beziehungsprobleme ausgesprochen vielfältige Ursachen haben können. Depressionen z.B. mögen durch einen Schwangerschaftsabbruch ausgelöst sein. Es gibt jedoch auch zahlreiche andere Gründe dafür. In Erfahrungsberichten von Betroffenen treten solche Beschwerdebilder allerdings gehäuft auf. Daher kommen wir nicht umhin, dies zu thematisieren und Schwangerschaftsabbrüche als einen möglichen Verursacher beim Namen zu nennen.
Verarbeitung eines Schwangerschaftsabbruchs
Die Aufarbeitung eines Schwangerschaftsabbruchs kann langwierig, schmerzhaft und doch letzten Endes wertvoll sein. Es kann unendlich wichtig sein, alle Gedanken, Empfindungen, Angst, Wut, Scham und Trauer einmal offen aussprechen zu können, und zu wissen, da ist jemand, der mir ein offenes Ohr schenkt, der erstmal zu zuhört, bei dem ich keine Rolle spielen muss und der mich nicht verurteilt.
In der Perspektive des Glaubens besteht die Möglichkeit, sich mit einer einfühlsamen Beraterin/einem einfühlsamen Berater den eigenen Empfindungen und der Verantwortung zu stellen und zu erleben, dass in allem Unabänderlichen und allen Schuldgefühlen von Gott her Heilung, Trost und Vergebung möglich sind. Das kann Betroffene auf ihrem Weg durch einen oftmals längeren Trauer- und Verarbeitungsprozess stärken und ermutigen. Gott hat ein Ja zu jedem einzelnen Menschen. Er erachtet ihn als kostbar und wertvoll – auch wenn andere ihn ablehnen. Sein Sohn Jesus Christus ist stellvertretend für die Schuld aller Menschen am Kreuz gestorben. Deshalb ist Vergebung möglich und darf angenommen werden.
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