Eheorientiert lieben in einer pluralistischen Gesellschaft

Demokratie wertschätzen und achten

In Deutschland leben Menschen unterschiedlichster Religion und Weltanschauung. Die Verfassung garantiert ihnen allen Glaubens- und Gewissensfreiheit (GG Art. 3 Abs. 4 und Art. 4 Abs. 1). Gesetze werden nach Mehrheiten beschlossen. Neben christlichen Traditionen fließen deshalb auch andere Anschauungen ein. Hier besteht ein entscheidender Unterschied zum Volk Israel, das durch den Bund Gottes auf die Gebote verpflichtet war. Als Christen haben wir die Regierungsform zu achten, unabhängig davon, ob alle Gesetze unsere persönliche Zustimmung finden (Römer 13,1-4).

An der Wertebildung mitwirken

Es gehört zum Selbstverständnis der Demokratie, dass sich alle Bürgerinnen und Bürger an den Prozessen der Gesetzgebung und der dahinterstehenden Wertedebatte beteiligen. Wir können uns mit demokratischen Mitteln dafür einsetzen, dass Ehe und Familie auch in Zukunft in unserem Land respektiert und gefördert werden. Und wir können uns zur Wehr setzen, wenn wir wegen unserer Überzeugungen unter Druck gesetzt werden.

Christliche Werte engagiert vertreten

Die Reformatoren kannten auch einen „bürgerlichen bzw. politischen Gebrauch des Gesetzes“ (lat: usus civilis bzw. politicus). In diesem Modus werden die ethischen Orientierungen der Bibel leitend für Gesetzgebung und Rechtsprechung des Landes. Da sich die Landesherren damals als christliche Obrigkeit verstanden, konnte die Wahrung biblischer Gebote unmittelbar von ihnen eingefordert werden. Heute besitzen christliche Werte keine selbstverständliche Geltung mehr. Um ihre Akzeptanz muss geworben werden, aber sie können nach wie vor engagiert in die politischen Debatten eingebracht werden.

Falsche Mythen durchschauen und entkräften

„Jede/r braucht regelmäßig Sex.“

Das ist eine unbewiesene Hypothese. Wie stark sich sexuelle Bedürfnisse äußern, hängt von der individuellen sexuellen Lerngeschichte und äußeren Anreizen ab. Die latente Präsenz sexueller Wünsche wird entscheidend durch diese Stimulationen gefördert. In unserer Gesellschaft werden Männer wie Frauen mit erotischen Reizen überflutet. Auch wenn wir diesem Klima nicht völlig entfliehen können, haben wir es doch ein ganzes Stück weit in der Hand, welchen Einflüssen wir uns aussetzen und welchen nicht.

Ich kann meine Empfänglichkeit für erotische Bilder nicht einfach abschalten. Und ich muss mich für meine Sexualität auch nicht schämen, nur weil manche mich zu manipulieren versuchen. Aber ich kann steuern, was ich mir bewusst ansehe. Und ich kann gezielt andere schöne Erfahrungen und gute Begegnungen suchen, die nichts mit Sex zu tun haben.

Uwe, 27

Der Hype um das erste Mal

Das „erste Mal“ ist durchaus nicht immer das Nonplusultra. Erst recht, wenn es übereilt zustande kommt, ohne dass wirklich eine tiefe gegenseitige Vertrautheit gewachsen ist. Oder wenn es von Angst bestimmt ist, etwa vor Entdeckung oder vor ungewollter Schwangerschaft. Aber auch in der Ehe müssen sich Mann und Frau erst einmal kennen lernen, sich selbst entdecken und das, was dem anderen Lust bereitet. Wer sich verbindlich füreinander entschieden hat, hat dafür alle Zeit der Welt!

„Alles dreht sich nur um Sex.“

Unsere Kultur verbindet Sex immer mehr mit Leistungsdruck. Die Pornografie etabliert realitätsferne Ideale, wie Körper und wie Geschlechtsorgane auszusehen haben. Als Folge unterziehen sich Menschen riskanten Operationen, um diesen Idealen näherzukommen. Völlig illusionär ist auch, dass Mann immer potent sei und Frau immer „willig“. Wir sind freie und natürliche Menschen, die zu ihrem Körper und zu ihren Bedürfnissen stehen dürfen! Diese Bedürfnisse haben ihre Zeit und sie brauchen auch die Zeiten, in denen sie keine Rolle spielen. Immer nur Sex ist irgendwann langweiliger als alles andere.

„Ich will ja nicht die Katze im Sack kaufen.“

Ob ein Paar sexuell harmoniert, entscheidet sich vor allem daran, wie stabil und vielfältig die Beziehung insgesamt ist und wie gut die Partner lernen, aufeinander zu achten. Es stimmt auch nicht, dass sexuelle Erfahrungen mit verschiedenen Partnern immer bereichernd sind. Sie können es auch schwermachen, sich ganz auf den einen Partner einzulassen, weil sie zu Vergleichen führen.

Als wir uns kennen lernten, war das eher eine Freundschaft. Wir empfinden es heute noch als angenehm, dass es nicht gleich um Sex ging. So kannten wir uns schon sehr gut, als es endlich so weit war, und hatten genügend Geduld miteinander.

Maria und Adriano

„Das machen doch alle so.“

Es gibt ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung! Niemand muss sich in eine frühe Intimbeziehung drängen lassen. Oft sind frühzeitige Sexualkontakte Anpassungsleistungen an die Gruppe und an empfundene Standards oder sie entstehen auf Druck nur eines der Partner. Mancher versucht auf diesem Weg, Nähe und Verbindlichkeit herzustellen oder aufrechtzuerhalten, weil ihm andere Mittel fehlen oder zu lange dauern. Sex sollte nie eine Abkürzung zu einem anderen Ziel sein.

Überzeugende Alternativen leben

Positive Beispiele überzeugen mehr als alle Negationen. Die Ehe wird umso mehr geschätzt, je mehr Paare sie als gelingend erleben. Es ist nicht wahr, dass Christinnen und Christen das Beste entgeht, wenn sie ihre Sexualität exklusiv als Gabe für die einzigartige Lebenspartnerschaft der Ehe begreifen! Liebe wartet nicht aus Verklemmtheit oder Angst vor Strafe, sondern aus Vorfreude auf eine Gemeinschaft, die man in flüchtigen Beziehungen in dieser Tiefe nicht gewinnen kann.

Liebe braucht Verbündete

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