Ursachen einer Trennung

Ein Leben lang jemanden zu lieben ist doch ein Märchen. Man kann sich nur aneinander gewöhnen. Manchmal können die anderen uns nicht mehr lieben und manchmal können wir andere nicht lieben. Dann trennt man sich und die Suche geht von vorne los. So ist das eben.

Bernd, 42

Wenn Beziehungen zerbrechen

Die meisten Menschen erleben, dass eine Beziehung nicht lange andauert. Das ist zunächst der normale Verlauf der Entwicklung eines Menschen und wird nicht unbedingt dramatisch und auch nicht immer verletzend erlebt. Denn in jeder Entwicklungsstufe einer Freundschaft können Trennungen entstehen. Manchmal geschieht eine Trennung nach Tagen, Wochen oder sogar Jahren.

Oft jedoch hinterlässt eine zerbrochene Beziehung tiefe Spuren. Hass und Liebe reichen sich die Hand. Manche Partner kämpfen bis zuletzt. Ob noch etwas zu retten ist? Mit einer Trennung gehen auch andere wertvolle Beziehungen und Erlebnisse verloren. Liebgewonnene Eltern und Freunde des Partners müssen meist losgelassen werden. Wertvolle gemeinsame Erinnerungen bekommen einen schmerzhaften Beigeschmack. Bei Christen können Glaubenszweifel auftreten über die Frage, wo Gottes Führung bleibt.

Weil Trennungen so schmerzhaft sind, sollten sie gut überlegt sein. Manche Menschen fliehen auch zu schnell vor Problemen. Mit Geduld und Arbeit an sich selbst kann bisweilen noch eine neue liebevolle Grundlage gestaltet werden. Wenn eine Trennung hinter uns liegt, sollten wir unbedingt die Gründe für die zerbrochene Beziehung erforschen. So können weitere Enttäuschungen in neuen Beziehungen vorgebeugt werden.

Bei der Suche nach den Ursachen hilft die Begleitung durch eine Vertrauensperson. Verletzungen, die immer mit einer zerbrochenen Beziehung einhergehen, können mit ihrer Hilfe besser verarbeitet werden. Gemeinsam können mehr Worte für Gefühle gefunden werden. Wenn wir Trennungen reflektieren, können wir aus alten Fehlern lernen und befreiter in die Zukunft schauen.

Warum Beziehungen scheitern

Gestörte Bindungsfähigkeit

Eine gesunde Fähigkeit zur Bindung erwerben wir in der frühen Kindheit. In einem sicheren Umfeld entwickeln wir ein gesundes Empfinden für Nähe und Distanz. Wenn aber Eltern sehr distanziert gegenüber ihrem Kind waren, kann es als erwachsener Mensch kaum körperliche oder emotionale Nähe zeigen, was wiederum den Partner verletzt. Aus einer unberechenbaren oder sogar chaotischen Erziehung kann die Unfähigkeit entstehen, ein gesundes Gespür für Nähe und Distanz zu entwickeln. Manche Menschen neigen dann dazu, andere beherrschen zu wollen – um nur ein Beispiel zu nennen. Die Folgen sind vielfältig und müssen im Einzelfall erforscht werden. Eine gestörte Bindungserfahrung zeigt sich oft auch in einer ungesunden Elternbindung. Manche Partner haben sich nicht von ihrem Elternhaus losgelöst: Dann sind sie zu sehr abhängig von der Meinung der Eltern oder die Eltern lehnen gar die Partner des erwachsenen Kindes immer wieder ab.

Unfähigkeit zur Trennung

Wenn ein Kind selbstbewusst aufwächst und die kleinen Trennungen des Lebens gut meistert, lernt es daraus auch, später mit größeren Verlusten umzugehen. Wenn Kinder Trennungen aber als zu abrupt und unberechenbar erlebt haben, können diese Verletzungen wiederbelebt werden, wenn eine Beziehung im Erwachsenenalter zerbricht. Manche haben auch solche Angst vor Trennungen, dass sie erst gar keine ernsthaften Beziehungen eingehen oder sich zu stark an den Partner klammern.

Abhängige Persönlichkeitsstruktur

Menschen mit dieser Persönlichkeit sind meistens liebenswürdig und aufopfernd, haben aber ein geringes Selbstwertgefühl. Sie erleben Panik bei dem Gedanken, verlassen zu werden, und binden Menschen an sich, die sich wiederum eingeengt fühlen und die Flucht ergreifen. Menschen mit dieser Persönlichkeit leben Beziehungen mit Co-Abhängigkeit. Ohne einen anderen Menschen erleben sie sich als nicht vorhanden.

Gemeinsam handeln

Zu einer erfüllten Beziehung gehören nicht nur tiefe Gespräche und gemeinsame Interessen, sondern auch das gemeinsame Erleben. Manchmal bewirkt die gemeinsam erledigte Gartenarbeit, das Aufräumen im Haushalt oder das Kümmern um andere Menschen mehr als stundenlange Gespräche.

Konservative Prägung

Konservative Menschen mögen keine Veränderungen. Lieber sind ihnen ein festes Lebenssystem und Lebensgewissheiten. Sie neigen zu Schwarz-Weiß-Denken und wollen komplizierte Lebenszusammenhänge vereinfachen. Dieses enge Denken können manche Partner kaum verkraften. Sie fühlen sich wie in einem Käfig. Noch schwieriger wird es, wenn die religiösen, kulturellen, intellektuellen oder materiellen Werte der Partner zu weit auseinander liegen.

Kommunikationsstörung

Kommunikation gelingt, wenn man sich genug Zeit nimmt, zuhört und Verständnis für andere Ansichten zeigt. Dazu gehört auch die Fähigkeit, Meinungsverschiedenheiten stehen zu lassen oder gemeinsame Lösungen zu finden. Störungen der Kommunikation sind deshalb zum Beispiel Bevormundung, mangelndes Interesse, fehlendes Verständnis füreinander und Gereiztheit.

Wenige Gemeinsamkeiten

Leider erleben viele Paare schnell intime Beziehungen, die bei genauerem Betrachten kein tragfähiges Miteinander mitbringen: zu wenig gemeinsame Interessen, unterschiedliche Vorstellungen von Freizeitgestaltung, verschiedene Wertevorstellungen. Oft können sie sich kaum in die Lebens- und Erfahrungswelten des jeweils anderen hineindenken.

Ausgeprägtes Bei-sich-Bleiben

Die Beziehung leidet auch, wenn sich der eine Partner zu sehr auf den anderen verlässt und zu wenig bereit ist, Mitverantwortung zu übernehmen, z.B. für die Kindererziehung, das gemeinsame Einkommen oder die Entwicklung von Kontakten nach außen, aber auch dafür, dass Konflikte gelöst werden. Die mangelnde Bereitschaft zur Vergebung ist ebenfalls Ausdruck dafür, dass allein dem anderen die Verantwortung für die Beziehung zugeschoben wird.

Aufeinanderprallen unbewusster Lebensstile

Jeder Mensch verfolgt unbewusst Motive, die ihn treiben und leiten. Wenn diese sich bei Partnern nicht ergänzen, sondern abstoßen, wird ein Miteinander schwierig. Beispiel: Der eine will andere beherrschen und der andere ist ein freiheitsliebender Mensch. Wir müssen uns also dieser Motive bewusst werden und sie entsprechend verändern, um aufeinander zuzugehen.

Wenn einige dieser Faktoren vorliegen, ist eine Beziehung oft bereits zerrüttet. Sie sind nie alle vorhanden und auch nicht unbedingt bei beiden Partnern. Es kann sogar sein, dass eine Seite mit der Beziehung sehr zufrieden ist und von den Konflikten, die der andere Partner hat, nichts merkt. Die Ursachen für das Scheitern einer Beziehung sind immer sehr vielfältig und individuell zu betrachten. Die genannten Ursachen sollen nur eine erste Anregung darstellen, um sich Klarheit zu verschaffen.

Gründe für eine Trennung oder Veränderung

Eine Beziehung ist oft nicht mehr aufrechtzuerhalten,

  • wenn wesentliche Bedürfnisse (Nähe, Zärtlichkeit, offener Gefühlsaustausch) chronisch unbefriedigt bleiben
  • wenn eine emotionale Abwärtsspirale entstanden ist
  • wenn chronische Konflikte da sind, manchmal bis hin zu psychosomatischer Störung
  • wenn das Selbstbewusstsein beeinträchtigt wird
  • wenn sich ein Partner permanent einsam fühlt
  • wenn eine dauernde aggressive Atmosphäre vorhanden ist
  • wenn die Kommunikation gestört ist
  • wenn man seine eigenen Interessen nicht mehr wahrnehmen kann
  • wenn Eifersucht die Beziehung bestimmt
  • wenn ungünstige Verkettungen mit den Herkunftsfamilien bestehen
  • wenn überhöhte Erwartungen aneinander gestellt werden
  • wenn unterschiedliche geistliche Entwicklungen vorhanden sind
  • wenn einer der Partner fremd geht oder sich emotional mehr an eine andere Bezugsperson bindet als an den eigenen Partner.